| Erinnerungen eines Feuerwehrlers 1992 |
Vom Taferlbuam in die Vorstandschaft Standartenweihe 1952 mit 85 jährigem Gründungsfest - Noller Ernst als Taferlbua rechts unten Das erste Erlebnis mit der Haager Feuerwehr hatte ich 1952. Damals wurde am Bräuhausplatz eine neue Standarte geweiht. Wir Buben hatten die ehrenvolle Aufgabe, die Taferln der Gastvereine zu tragen. Ich kann mich noch genau erinnern, daß ich bei der Feuerwehr Rott am Inn eingeteilt war. Die Weihe war vorbei und die Feuerwehrler hatten natürlich Durst, wir Buben auch. Es ging zum Hofgarten und für alle wurde eine Maß bestellt, für die Taferlbuben ebenso. Das Bier verfehlte seine Wirkung nicht und ich hatte schon bald einen Schwips, was für die Erwachsenen belustigend wirkte, für mich weniger. Aber das Kopfweh ist wieder vergangen. Mein Onkel, der Hacker Sepp, damals selber aktives Mitglied der Feuerwehr Haag, meinte, daß ich doch auch zur Feuerwehr gehen sollte. So war es auch dann. Im Sommer 1956 wurde ich zu Übungen eingeladen, um meine ersten praktischen Kenntnissse zu erwerben. Das Gerätehaus, unter der ehemaligen Turnhalle am Amtsgerichtsberg, war nur 100 m von unserer Wohnung entfernt. Mit heutigem Standard kann man die Ausstattung des Gerätehauses nicht vergleichen, es war schlecht beleuchtet, miefig, übervoll und sehr eng; mittendrin stand dann noch unser großes Tanklöschfahrzeug, das Prachtstück unserer Feuerwehr. Nach Kriegsende 1945 kam es vom sogenannten Autopark in Altdorf - es handelte sich um verlassene Fahrzeuge der ehemaligen Wehrmacht - nach Haag. Mit diesem Fahrzeug "lernte" ich die Feuerwehr. Die nassen Übungen am Kern-Weiher, Hafner Lake und an anderen Stellen endeten oft mit einer Wasserschlacht; danach hatte man kein trockenes Fleckchen mehr am Körper. Die älteren Feuerwehrler sahen das gar nicht gerne, doch sie drückten ein Auge zu, naß wurden ja wir Junge. Bei Brandeinsätzen, bei denen ich auch schon dabei war, gab es vor der Abfahrt noch ein Gerangel um den besten Schutzanzug und den passenden Helm. Im Tanklöschfahrzeug war der Platz auch begrenzt, so daß wir oft wie die Heringe saßen und lagen. An der Brandstelle angekommen, ging alles ruck-zuck, die Schlauchhaspel wurde vom Fahrzeug genommen, der Maschinist konnte die Pumpe betätigen und der Aufbau verlief dann entsprechend dem Brandherd. Einer der aufregendesten Brände war 1959 im Haus vom Dr. Maier am Marktplatz. Durch verschüttetes heißes Wachs in der Küche brannte das Erdgeschoß aus. Das war am Dienstag nach Pfingsten und es standen noch die leeren Kramerstände vom Pfingstmarkt rum und behinderten die Löscharbeiten erheblich. Unsere Feuerwehrkameraden aus Wasserburg räumten sauber aus, um an die Brandstätte ranzukommen. Nach Beendigung der Hauptlöscharbeiten wurden der Heilmaier Hans und ich eingeteilt. Während der Wache zwischen 11 und 12 Uhr nachts kamen zwei Männer, die unbedingt ins Dr. Maier-Haus wollten, was wir aber verhinderten. Wir haben sie dann doch reinlasseen müssen, es waren Brandfahnder von der Kripo. Im Herbst 1959 wurde die Haager Feuerwehr zum ersten Einsatz auf der B 12 gerufen. Ein Lastzug war umgekippt, der Fahrer eingeklemmt. Wir hatten nur Schaufeln und Pickel in unserem Tanklöschfahrzeug, so daß wir wenig ausrichteten. Erst nachdem vom Schmied in Winden ein Schneidbrenner samt Zubehör herangeschafft wurde, konnte der Fahrer befreit werden. Ein neues Kapitel in der Feuerwehr begann. Das Gerätehaus samt Turnhalle wurde von der Moy-Brauerei umgebaut und die Feuerwehr war heimatlos. Das Fahrzeug samt Ausrüstung wurde provisorisch in der Picherei der Moy-Brauerei untergebracht. Die Marktgemeinde war gezwungen, ein neues Gerätehaus zu errichten. Dies geschah auch mit dem Neubau im Werndlhof. Plötzlich war Platz im Überschuß, wir hatten drei Stellplätze und nur ein Fahrzeug. Auf dem Vorplatz des neuen Hauses, er war noch nicht geteert, haben wir dann für unser erstens Leistungsabzeichen gepropt und auch die Prüfung abgelegt; die Prüfer kamen damals aus dem Landkreis Ebersberg. Meine Kameraden und ich sowie Kommandant Schweiger haben das auch im Gasthof Ludwig Kern entsprechend gefeiert. Wie fast überall in Bayern wurde der zivile Bevölkerungsschutz (ZB) eingeführt. Nachdem wir jungen Feuerwehrler in einer Hauptversammlung von den älteren Kameraden bearbeitet wurden, dem ZB beizutreten, konnte der Haager Feuerwehr ein neues Fahrzeug, ein Magirus LF 16, vom Staat kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Im ZB genossen wir eine besondere Ausbildung und hatten oft harte Übungen mit unserem Gruppenführer Richard Buchner. Nach Unstimmigkeiten trat Kommandant Schweiger zurück. Bis zur Neuwahl vom Herzog Sepp als neuer Kommandant war der Wierer Hans unser Boss. Eine neue Generation übernahm die Führung der Feuerwehr; Fritz Wanger war neuer Vorstand. Die Einsätze wurden immer mehr, die Feuerwehr war "Mädchen für alles". Das "alte" Tanklöschfahrzeug gab seinen Geist auf. Die Marktgemeinde kaufte 1969 ein neues TLF 16 Marke Daimler Benz. Ein gebrauchter VW-Bus wurde angeschafft. Die Fahrzeughalle war voll. Auf Grund der sich häufenden Unfälle auf den Bundesstraßen 12 und 15 war der Kauf eines Rüstwagens nicht mehr weit entfernt. Eine neue Aufgabe stand im Raum: Förderung und Ausbildung junger Männer zum Feuerwehrdienst. Ich wurde vom Verwaltungsrat ersucht, diese Aufgabe zu übernehmen, was ich auch tat. 1977 wurde der Schwarzhuber Bernhard Kommandant. Im Oktober 1977 besuchte ich in der neuen Feuerwehrschule in Regensburg einen Lehrgang für Jugendwarte. Bei der Rückkehr von der Schule am 5. Oktober erfuhr ich, daß unser Feuerwehrkamerad Fritz Geilersdorfer heute verstorben war. Aber das Leben geht weiter. Unsere Hallenfeste im und am Gerätehaus wurden bald Tradition. Im Mai 1981 konnte ich in Zusammenarbeit mit Kommandant Schwarzhuber eine Jugendgruppe zur Abnahme der Jugendleistungsprüfung bei der Kreisbrandinspektion anmelden. Die Prüfung verlief für alle 10 Teilnehmer erfolgreich und der Jugendwart war sehr stolz auf seine jungen Feuerwehrkameraden. Im Oktober 1981 traf mich und uns alle wieder ein harter Schlag, unser 2. Kommandant Richard Buchner verstarb nach kurzer Krankheit. Die Platzprobleme im Gerätehaus wurden immer größer. Die theoretischen Ausbildungen verlagerten wir ins Floriansstüberl. Der Neubau eines modernen Feuerwehrgerätehauses wurde angestrebt. 1984 wurde dies Realität. Zugleich mit der Einweihung des Gerätehauses an der Bahnstraße konnten wir eine neue Standarte weihen lassen. Bei der Anschaffung der Standarte unterstützte uns die Haager Bevölkerung finanziell sehr. Das neue Haus auf dem ehemaligen Bahnhofsgelände entsprach damals schon unseren Vorstellung, doch müßte nach heutiger Auffassung der Verinsraum in den Aufenthaltsraum für die Feuerwehr umgewandelt werden ( Dies wurde vor einigen Jahren realisiert, Anm. d. Webm.). Fritz Wanger trat 1986 als Vorstand zurück und wurde zum Ehrenvorstand ernannt. Ernst Kastler hieß der neue Vorstand und ich wurde als sein Stellvertreter gewählt. Die Hallenfeste im neuen Gerätehaus waren und sind sehr gut besucht, einige Gäste nächtigen sogar hier. Wir freuen uns immer wieder über ein Zusammentreffen mit unserer Feuerwehrkameraden aus Haag am Hausruck (Oberösterreich), mit denen wir nun schon über 20 Jahre freundschaftlich verbunden sind. Der Besuch der Badefeste und später die Hallenfeste in Haag am Hausruck hatten immer einen gewissen Reiz und besondere Höhepunkte. Aber daß wir Feuerwehrler nicht nur feiern, sondern zu vielen Einsätzen gerufen werden, beweist unsere ständige Bereitschaft. Ein Eklat bei der Hauptversammlung 1991 löste eine Krise im Verein und bei der aktiven Mannschaft aus. Vorstand Kastler trat fristlos zurück, kurz darauf Kommandant Schwarzhuber. Es war für mich eine Bewährungsprobe, denn die Feuerwehr war ohne Führung. Nach einigen Krisensitzungen erklärten sich Alois Kern als Vorstand und Herbert Rutter als Konnandant bereit, zu kandidieren. Die Neuwahlen brachten wieder eine komplette Führungsspitze. Das neue Team sorgte für frischen Wind in unserer Feuerwehr. Viele Aufgaben warteten, so u.a. die Fertigstellung der Atemschutzkriechstrecke und die Anschaffung eines Drehleiterfahrzeuges. Meine Aufzeichnungen sind eine lockere Wanderung durch die letzten Jahrzehnte, die nicht vollständig sein kann. Es gab so viele Ereignisse, Höhepunkte und Tiefpunkte, die ebenso erwähnenswert wären. Ernst Noller |