Trautner : "Tausend Jahre Haager Geschichte" - Ein Auszug
Naturgewalten brachten Leid und Not in nicht geringem Maße. Im Mai 1582 überfiel ein "grausamliches Wötter den Markt und derselbigen Grafschaft und zerschlug den Bürgern die Heuser und Fenster dermßen, daß sie inn den Stuben nicht sicher gewesen seien. Es hat an dem schönen Schloß allein an die hundert Gülden Fenster zerschlagen und das liebe Getreide auff dem Feld."
In kurzen Zeitabständen 1796, 1808, 1812 und 1814 zerpflügten neue Hagelschläge die Fluren, ihnen folgten 1816 und 1817 Hunger- und Teuerungsjahre und am 9. April 1831 flog der rote Hahn über die Giebel und Dächer des westlichen Marktteils. Der Brand war gegen 4 Uhr nachmittags im Hause des Seilermeisters Heiligbrunner beim Sieden von Pechschmiere ausgebrochen und verbreitete sich, begünstigt vom herrschenden Ostwind und der Schindelbedachung der Gebäude, rasch über den ganzen oberen Markt. 24 Firste fielen ihm zum Opfer, darunter auch teilweise das Bräuhaus und die Anwesen heute noch bekannter Namen wie : Grabmeier, Scheicher, Haltenberger, Greißl. Einige der Brandleider mußten den Empfang von Unterstützungen mit einem "Kreuzl" bestätigen, weil sie nicht gelernt hatten, ihren Namen zu schreiben. Der Bruder des Seilermeisters fand in den Flammen den Tod. Er hinterließ eine Witwe mit 15 Kindern.
"Der Unglücklichen sind viele und das Elend ist groß" schrieb damals im Juni 1831 Pfarrer Wandner von Haag.
Aber noch vernichtender wirkte sich die große Feuersbrunst vom 14. Juli 1849 aus. Es war Samstag und die Leute eben mit der Säuberung ihrer Stuben und Gassen beschäftigt, da brach, wiederum in den Nachmittagsssstunden, im Hause des Metzgermeisters Breitenbacher Feuer aus und im Nu umgriffen die Flammenfinger den Kern des Marktes: Die Kirche mit dem Turm, das Spital, wo auch die Schule, Lehrerwohnung und Gemeindekanzlei untergebracht waren, das Landgerichtsgebäude und den Rentamtskasten mit der Marktwaage.
Eine reguläre, eingeübte Feuerwehr war noch nicht aufgestellt - sie wurde erst 1850 ins Leben gerufen - (nach Schlereth 1866) und der fliegende Eimer von Hand zu Hand erwies sich, zumal bei der herrschenden Wassernot, als machtloser Nothelfer in dem Meer von Brand und Rauch. So versanken 60 Gebäude im Gluthauch des Feuers: Die Häuser um den Kirch- und Marktplatz, die ganze mittlere Hauptstraße und die Wasserburgrerstraße, an deren unterem Ende eine Reihe kleiner, putziger Häuschen standen, die vom Feuer verschont blieben. Auch die ehemalige hölzerne Verbindungsbrücke von des Kantors Wohnung im Spital hinüber zum Orgelraum der Kirche wurde eine Beute der Flammen. Der damalige Lehrer Math. Krempl, der auch seine ganze Habe verlor, rettete das Allerheiligste aus der brennenden Kirche und erhielt dafür 15 Gulden Belohnung. Was an Urkunden im Gemeindehaus hinterlegt war, ging zum großen Teil zugrunde. Dem, mit seiner Truppe gerade in Haag weilenden, Theaterdirektor Moderer verbrannten seine "sämtlichen Theatereffekte".
Zwei Menschen kamen im Feuer um, der Hausbesitzer Liebhardt und die Seifensiederstochter Wappensberger; der beim Brand verunglückte Maurerangestellte Anton Gallecker starb später an den Folgen seiner Verwundung.
Erst am Eingang zur Karrergasse (Kirchdorfer Straße) konnte der entfesselten Gewalt Halt geboten werden.
Brandleider waren u.a.: Franz Koch, Metzger; Thomas Flöhl, Schlosser; Lorenz Binder, Spengler; Dionisius Deuschl; Baptist Schätz, Gürtler; Jossef Schmidt, Drechsler; Sebastian Beitlrock, Uhrmacher; Franz Berger, Glaser; Anetsbesrger, Melber; Konstantin, Bäcker; Heiligenbrunner, Säckler; Keimler, Schuhmacher; Hueber, Buchbinder.
Sofort setzte eine umfassende Hilfsaktion ein. Die Akten des hiesigen Pfarramts berichten ausführlich darüber. Die Spenderliste verzeichnet über 200 Stadt- und Landgemeinden, Vereine, Gesellschaften und Pfarreien. Auch allerhöchste Persönlichkeiten finden sich unter den Gebern: König Max II. und Gemahlin, die Prinzen Luitpold, Karl und Max, die Grafen Arco-Zinnenberg, Törring u.a.
Der "Liederkranz" München und der von Pfaffenhofen veranstalteten am 11. bzw 18. August 1849 eine "große musikalische Produktion" zum Besten der Haager Brandgeschädigten, das kgl. privilegierte Volkstheater an der Müllerstraße in München stellte die Einnahmen von zwei Aufführungen zur Verfügung, der "Münchner Volksbote", die "Landshuter Zeitung" und noch einige andere Blätter führten Sammlungen durch für die abgebrannten Haager, außerdem brachten Botenfuhrwerke eine Menge Sachwerte nach Haag: Möbel, Kleider, Wäsche, Schuhe, Lebensmittel, besonders Getreide, Tabak, Paramente, Kirchenfahnen, Gebetbücher, Pickeln, Schaufeln, Spinnräder, Fensterrahmen usw. 600 Gulden, beim Abbruch des Schulhauses gefunden, wurden der nun entstehenden Feuerwehr überwiesen.
Die eingegangenen Gelder und eine Gesamt-Versicherungssumme von 146 000 Gulden ermöglichen einen raschen Wiederaufbau. Schon am 21. Dez 1852 konnte die, unter Einbeziehung der stehengebliebenen Langhausmauern und Seitenschiffe, neu erbaute Kirche eingeweiht werden. Der eingestürzte Turn wurde wieder errichtet, mit Schiefer gedeckt.