2.4. Bericht der Maschinistenausbildung

Es wurden im Jahre 2002 drei Maschinistenübungen durchgeführt, wobei sich die Beteiligung im Vergleich zu den Vorjahren verbesserte.

Die Wehr zählt im Augenblick 26 Maschinisten, wobei ein Abgang und ein Zugang zu verzeichnen ist. Wir Maschinistenausbilder Wagner Heinrich und Kinzel Robert wünschen den Kameraden weiterhin eine unfallfreie Fahrt.


Wagner Heinrich und Kinzel Robert


2.5. Hochwassereinsatz in Dessau

Nach langem hin und her - der erste Einsatztermin wurde kurz vor der Abfahrt abgesagt, dann gab es Streit zwischen den Innenministern, alles wurde abgesagt, dann sollten wir doch fahren, das wurde wiederum abgesagt und nach 5 Minuten wieder revidiert - fuhren 9 Haager Feuerwehrler im Zuge des Hilfeleistungseinsatzes des Landkreises Mühldorf gemeinsam mit den Feuerwehren Waldkraiburg und Mühldorf nach Dessau. Ursprünglich war es geplant, daß wir uns mit unserem LKW und dem Schlauchwagen beteiligen, aber letztendlich fuhren wir nur mit dem LKW, der Einsatz des Schlauchwagens wurde vom Landratsamt nicht genehmigt, so daß einige Haager bei den Waldkraiburgern mitfahren mußten. Treffpunkt war die Feuerwehr Waldkraiburg, wo wir von den Kommandanten verabschiedet wurden, die bayrische Flagge am LKW befestigten und um ca. 730 Uhr losfuhren.

Die Feuerwehr Waldkraiburg beteiligte sich mit ihrem GW-G, dem LF 16-TS, MZF, Dekon-LKW sowie dem Ölsanimaten und der Lima. Mühldorf mit ihrem LF 16-TS und dem Ölsanimaten und Haag mit dem LKW.

So traten wir im Konvoi, mit Blaulicht, den langen Weg nach Dessau an, ohne zu wissen, ob wir eine Unterkunft hatten und ob wir etwas zum Essen bekommen. Deshalb waren die Lastwägen, vor allem unser LKW, voller Lebensmittel, Zelte und Feldbetten.

Durch Landshut wurden wir von einer Polizeieskorte begleitet, die uns die Kreuzungen freimachte, man fühlte sich fast wie ein Staatsgast. Auf den Autobahnen kamen uns viele Fahrzeuge der Feuerwehr, des THW und der DLRG entgegen, so daß wir den Eindruck bekamen, alle fahren heim und wir allein fahren hoch. Zum Glück trügte dieser Eindruck, wie wir später sahen.

Nach zwei Pinkelpausen etlichen Arschkrämpfen, „Glapperls“ Flirt per SMS mit einer Nummer vom Rasthof-Klo und Volkers verzweifelten Versuchen, das Radio von Hannes zum Laufen zu bringen, erreichten wir um ca. 1630 Uhr Dessau. Nach einigen unfreiwilligen Exkursionen durch die Stadt, auf der Suche nach unserer Unterkunft, richteten wir unser Lager in der Handball-Arena im östlichen Industriegebiet ein. Die neu-renovierte Halle lag etwas abseits, so daß wir es schön ruhig hatten und auf dem Vorhof stand der Küchenzug der BF München. Was wollten wir mehr? Mit uns in der riesigen Halle waren noch Feuerwehren aus dem Landkreis Regen-Stauffen, unterstützt von der BF Ingolstadt, mit denen nicht nur „FuFu“ schlechte Erinnerungen verbindet. Auch der Hausmeister war uns nicht freundlich gesinnt, aber nach der ersten Nacht mit bayrischem Bier wurden wir Feuerwehrler aus dem Landkreis Mühldorf seine besten Freunde. Während abends unser Einsatzleiter Franz Pichl die Einsatzorte der nächsten Tage besichtigte, hißten wir die bayrische Flagge, stellten unsere Betten auf und erholten uns, was vor allem Hannes nötig hatte, schließlich brachte er uns sicher nach Dessau. Später wurde gegrillt und Verhandlungen mit der BF über ihren Grill geführt, da der Küchenzug leider am nächsten Tag abreisen mußte. Schließlich einigte man sich auf eine Leihgebühr von 2 Kasten Unertl Bier, und der Grill blieb bei uns. Es war eine laue Sommernacht und so gingen die ersten erst um ca. 2430 Uhr ins Bett.

Am nächsten Morgen um 430 Uhr !!! standen die Feuerwehrler aus Regen auf und bemühten sich ja nicht leise zu sein. Nachdem wir um kurz nach sechs aufgestanden waren, holten wir die Flagge ein, machten sie wieder am LKW fest und fuhren zu einem Reiterhof in Schierau, wo wir zum Frühstück eingeladen waren. Schon auf der Fahrt dorthin, sahen wir die Schäden die die Mulde, der Fluß der durch diese Landschaft fließt, angerichtet hat. Nach einem üppigen Frühstück fingen wir in Schierau an die ersten Ölschaden zu beseitigen. In dieser Gegend benutzen viele Leute Ölheizungen und durch die Überschwemmungen liefen die Tanks aus und lösten sich aus ihren Halterungen. Unser Einsatzauftrag war es, das Öl-Wasser-Gemisch aus den Kellern zu pumpen und in den Ölsanimaten zu trennen. Die Haager Gruppe wurde aufgeteilt, ein Teil half Mühldorf, der andere den Waldkraiburgern. Die Stimmung zwischen den Feuerwehren war sehr gut, so daß das Arbeiten auch Spaß machte.

Die Leute waren sehr freundlich und froh, daß ihnen geholfen wurde, aber viele trauten sich nicht uns zu fragen, ob wir ihnen helfen könnten, da sie Angst hatten, sie müßten den Einsatz bezahlen. Dieses Gerücht hielt sich auch in den anderen Ortschaften hartnäckig, so daß wir von Haus zu Haus gehen mußten, um nach dem Rechten zu sehen und die Leute zu informieren. In vielen Kellern konnten wir das Wasser nicht abpumpen, da der Grundwasserspiegel noch so hoch war, daß es wieder durch die gemauerten Kellerwände hereindrückte. So pumpten wir also nur die obersten Zentimeter ab, die mit Öl verschmutzt waren, und mußten das restliche Wasser im Keller lassen. Unser LKW war zur logistischen Unterstützung eingesetzt, um z.B. große 1 Kubikmeter-Kanister für das Öl zu holen. Nachmittags wurden wir alle nach Ragun beordert, nachdem wir in den Weilern Schierau und Niesau so gut es ging geholfen haben. Wir wurden in der Wittenbergerstraße eingesetzt, dem Zentrum der Zerstörung, denn in der Nähe brach der Damm, der die angeschwollene Mulde zurückhalten sollte. Erst jetzt erkannten wir, wie stark es die Leute hier getroffen hatte, und uns wurde klar, daß wir in dieser Straße noch einige Zeit verbringen mußten. Abends grillten wir wieder und genossen eine weitere laue Augustnacht im Freien, wobei sich die Feuerwehrler aus dem Landkreis Mühldorf immer besser verstanden.

Am Freitag morgen um 630 Uhr standen wir auf, nachdem wir von den Regen-Stauffern wieder um halb fünf unsanft geweckt wurden, frühstückten draußen auf dem Hof, an einem vom „Zierl“ reichlich gedeckten Tisch. Hannes und ich suchten danach unsere Gitterboxen, die wir am Vortag in Schierau aus Platzgründen zurücklassen mußten. Als wir sie schließlich fanden, waren sie alle leer! Unsere ganze Versorgung, alle Lebensmittel waren weg. Auf den ersten Schock folgte zum Glück die Erleichterung, da der Bürgermeister angeordnet hatte, unsere Lebensmittel im Rathaus zu verstauen, bis wir wiederkamen. Also fuhren wir mit den leeren Gitterboxen in das Rathaus, holten unsere Lebensmittel ab und fuhren nach Ragun in die Wittenbergerstraße um den anderen zu helfen. Nach der Weißenburgerstraße fuhren wir in die Angerstraße, in der es galt 23 Einsätze zu bewältigen. Wir Haager bekamen die LIMA der Waldkraiburger angehängt und bildeten mit ihrem LF 16 und dem Ölsanimaten eine von drei Gruppen aus unserem Landkreis. Wir rollten die Straße von hinten auf, während die Mühldorfer als eine zweite Gruppe von vorne anfingen und der Rest der Waldkraiburger mit dem GW-G und Dekon-LKW Öl aus den Tanks abpumpten. Da ein Einsatz sich meist über Stunden hinzog, und wir uns im Keller beim Absaugen und am Ölsanimaten abwechselten, da es schwül und heiß war, beschlossen wir, aus den Sperrmüll-Möbel, die die Straßen säumten, ein mobiles Wohnzimmer vor unseren Autos zu errichten, welches wir zu jedem Einsatzort mitnahmen, bis am späten Nachmittag eine Müllabfuhr-Kolonne aus Leipzig all den Müll entsorgte. Um 1900 Uhr war Feierabend, wir hatten bis dahin 5 Häuser geschafft, was nicht nach allzuviel aussieht, aber wir waren erschöpft, hatten etliche Atemschutzmasken verbraucht und nebenbei versucht, Keller mit Mastpumpen auszupumpen, die nicht mit Öl kontaminiert waren. Am Abend wieder das obligatorische Grillen und Reden im Hof, während die Regen-Stauffer um 2200 Uhr heimkamen, uns abfällig betrachteten, Einsatzberichte schrieben und auf Befehl deren Einsatzleiter brav ins Bett gingen. Es sei aber hier gesagt, daß nicht alle Regen-Stauffer solche A********* waren, wie ihre Chefs. Jeden Abend meldete ich mich bei Bernd, um ihn zu informieren, wie es uns geht, und so erfuhr ich, daß am nächsten Tag, Samstag, Verstärkung aus Haag auf dem Weg war. Einige der Haager Kameraden hatten sich abends mit ein paar Mädels getroffen, und versuchten das bayrisch-sächsiche Verhältnis zu verbessern.

Samstags machten wir in der Angerstraße weiter, ab 1000 Uhr unterstützt durch die ankommende Haager Verstärkung. Leider gab nachmittags der nagelneue Ölsanimat der Waldkraiburger den Geist auf und Tobi und ich mußten uns nach Ersatzteilen in Bitterfled und Ragun umsehen. Am Abend, nach einem gemütlichen Pizza-Essen verließen uns einige Haager, die mit dem MZF der Verstärkung heimfuhren, da sie montags arbeiten mußten. Allerdings wurde vorher noch mit den Dessauer Mädels Abschied gefeiert, um die sich nach der Abfahrt der Haager „leider“ die Waldkraiburger kümmern mußten. Die Heimkehrer kamen um 300 Uhr in Haag an.

Sonntags war der letzte Tag der verbleibenden Haager. Nach einem Weißwurstfrühstück, mit Weißwürsten aus dem Haager Land und nachdem wir in der Angererstraße fertig waren, begann unser Einsatz in Jeßnitz. Hier mußten wir nur Öltanks auspumpen und da der GW-G woanders eingebunden war, mußten wir den Ölsanimaten zu einer Ölpumpe umbauen. Hier entdeckten wir auch das Schicksal einer Familie, die wirklich alles verloren hatten. In Haag wurde ein Spenden-Abend zugunsten dieser Familie und einer Familie aus Bayern abgehalten. Nach einem mehr als üppigen Mittagessen von der Bundeswehr fuhren wir Haager mit unserem LKW zur Sport-Arena zurück um alles für die Abfahrt vorzubereiten. Nach der Übergabe der bayrischen Flagge an die noch für zwei Tage oben-bleibenden Waldkraiburger fuhren wir um ca. 1600 Uhr gen Heimat. Nach einem Stop an der Raststation Frankenwald erreichten wir um halb zwölf nachts Haag, erschöpft, aber doch stolz etwas geschaffen zu haben.

Da ich stets einige Kräfte frei hatte, ließ ich Volker mit einer Digitalkamera den ganzen Einsatz filmen, und daraus entstanden nach HuFo’s Schnittarbeit zwei tolle Filme über unseren Hochwassereinsatz in Dessau.

Ich möchte mich bei allen Haagern Kameraden für die wirklich ausgezeichnete und kameradschaftliche Zusammenarbeit bedanken. Wir haben die Haager Feuerwehr sehr gut in Sachsen-Anhalt vertreten.


Florian Haas


Im Einsatz waren :

Spindler Hans Mangstl Martin Haas Florian Sax Thomas

Haas Michael Glasl Werner Schönstein Volker Furch Bernd

Schober Thomas Mangstl Thomas Huber Florian Rasch Rudi

Crnjanowic Tobias